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Der Magister und der Magier des Wortes

Rückschau auf alte Zeit zu 450 Jahren Amtshof

Allgemeine Zeitung vom 03.06.2006

bev. BAD MÜNSTER AM STEIN-EBERNBURG Jeweils ein Thema aus der "alten Zeit" wird im Spiegel von Liedern, Geschichte und Geschichten bei den Kulturabenden im "Kurpfälzer Amtshof" beleuchtet. Beim Hoffest zum 450-jährigen Bestehen des historischen Bauwerks stand die Liebe im Mittelpunkt. Hausherr Stefan Köhl als "Magister Stephan" in der Richterrobe seines Vaters war dazu in die Rolle des sonoren Sängers und Informanten über historische Begebenheiten geschlüpft, während Knut Hoppe als "Chnutz vom Hopfen" ein kunterbuntes Spektrum von Märchen, Sagen und "Hausrezepten" ausgegraben hatte. Locker, aber auch lehrreich, und immer mit einer humorvollen Note ließen der Magister und der Magier des Wortes Sitten und Gebräuche nicht nur aus dem Mittelalter auferstehen. Der Schwerpunkt lag auf dem 13. bis 15. Jahrhundert.
Als die Liebe erschaffen wurde, "hat der Himmel geweint", behauptete Hoppe. "Wahrscheinlich hat er es falsch verstanden", bemerkte Köhl zu diesem Phänomen, das weltliche Schreiber als "angeborenes Leiden bei der Beschäftigung mit dem anderen Geschlecht" beschrieben.
Ein wichtiges Symbol im Mittelalter war die Linde. Im Schatten dieses Baumes sind Geschichten über die hohe Minne mit dem mühsamen Weg der "geistigen und sittlichen Vervollkommnung", aber auch der niederen Minne mit körperlicher Lust gesponnen worden. Aber egal, ob hohe oder niedere Gelüste - man litt und buhlte um die beminnte Dame.
"Die Liebe lässt sich nicht verbergen, genau so wenig wie die Krätze", behauptete Chnutz vom Hopfen, der mit dramatischem Temperament seine Märchen vortrug und als modernen Farbtupfer auch Joachim Ringelnatz (1883 bis 1934) zitierte. In einer seiner skurrilen Moritaten war der höchste Liebesbeweis, dass er seiner Angehimmelten "ohne Bedenken eine Kachel aus seinem Ofen schenken" würde.
Die zahlreichen Gäste im ehemaligen Pferdestall des Anwesens erfuhren aber auch, dass statt der berauschenden Wirkung der Linde ebenso sehr Aphrodisiaka die Liebeslust beflügelten - beispielsweise die Yohimba-Wurzel. Doch Hoppe warnte: Eines dieser Mittelchen, die spanische Fliege, die aus gemahlenen Käfern bestand, wurde auch für Meuchelmorde verwandt.